Geschichte der

Scillas

und des Stadtteils

Hofen

1985…

 …wurde eine Idee in die Tat umgesetzt, der Grundstein für die heutige Maskengruppe der Scillamännle gelegt,  – begründet in der langen Tradition die der Ort Hofen mit dem Brauch der Fasnet verbindet. 

Sucht man nach den Wurzeln der Fasnet, führen in allen Fasnetshochburgen die Spuren über die Kirchen des Hochmittelalters, hin zu den Fruchtbarkeitskulten keltischen oder germanischen Brauchtums. Viele unserer heutigen Feste haben in dieser Zeit ihren Ursprung. So auch unser Osterfest. Und bis ins heute hinein steht die Fasnet in engem Zusammenhang mit der Fastenzeit des Osterfestes.

Diese Traditionen heimatlichen Ursprungs wieder aufleben zu lassen, haben sich etliche junge Männer, Ende der 70iger Jahre zu eigen gemacht. Zuerst gab es eine Gruppe von Hexen. Aber weder urkundlich belegt, noch der Volksmund, wusste etwas von der Existenz Hofener Hexen. „Orientierung an der Hofener Gegebenheit“, das war der Gedanke, um sich in einer Maskengruppe einheitlich darzustellen. Letztendlich kam nach langem Gedankenaustausch der Name „SCILLAMÄNNLE“ zustande.

Unweit von Hofen gelegen blüht im Scillawald, als einer der ersten Boten des Frühlings, der nirgendwo auf Stuttgarter Gemarkung in dieser Üppigkeit vorkommt. Diese Lilien, lat.-griech. „Scilla“, ein Zwiebelgewächs, diente als Vorlage für das Häs: Ein „Plätzlesgewand“ gehalten in den erdverbundenen Grundfarben grün und braun, symbolisiert die Staude der Scilla. Eine freundliche jedoch auch knitz dreinblickende, aus Lindenholz geschnitzte Maske, bildet den Blickfang. Umgeben von einem großzügig wallenden Kopftuch in den Scillafarben Blau, Rosa und Violett, sind die Scillamännle keine Schreckgestalten, sondern Naturverbundenheit und Bodenständigkeit darstellende Hästräger.

Aus der Gruppe von einstmals 18 Personen, die beim Fasnetstreiben 1985 zum ersten Mal öffentlich auftraten ist heute eine über 81-köpfige, quirlige Maskenträgergruppe geworden. Unterstützt werden sie vom hästragenden  Nachwuchs den Scillazwiebeln (6-14 Jahre) und Scillaknospen (14-18 Jahre). Und schaut man nach einem Umzug genauer hin, so kommt unter mancher Maske ein blondgelockter Mädchenschopf hervor.

Im Laufe der Jahre wurden die Scillamännle bekannter und die Aktivitäten immer umfangreicher. Neue Gruppen kamen hinzu: 1986 die Scilla-Tanzgarde, die mittlerweile aus Scillablüten, Miniblüten und Nachwuchsgarde (seit 2004) besteht, 1988 die Symbolfigur „Greadeffele“ und seit 1990 die Scilla-Musik. Nicht zu vergessen unsere Scilla-Cellus und im 22. Jahr das wieder erweckte Männerballett.

Seit 1986 sind die Hofener Scillamännle im Vereinsregister eingetragen. Als Mitglied im Landesverband Württembergischer Karnevalisten sind sie eine gefragte Gastgruppe bei allen Fasnetsveranstaltungen.

Geschichte des Stadtteils Hofen:

Hofen am Neckar wurde 1120 zum ersten mal urkundlich erwähnt. Conradus von Wirtinsberg übergibt dem Kloster Hirsau das Gut Hofen. Um 1250 wird die Burg neben dem damals schon bestehenden Höfen erbaut. Die „Herren von Hofen“ erhalten Burg und Dorf Hofen als Lehen. Vor 1369 stirbt der letzte männliche Nachkomme der Herren von Hofen und das Lehen fällt zurück an Wirtinsberg. Durch Tausch mit Wirtinsberg werden die „Herren von Neuhausen“(auf den Fildern) am 11. Sept. 1369 Ortsherren. Neuhausen und Hofen unterstanden somit nicht dem Hause Württemberg. Aufgrund dieser Eigentumsverhältnisse konnte die Reformation Württembergs in Hofen nicht durchgeführt werden. Die Ortsherren und die Bewohner der Orte blieben dem alten Glauben treu. Hofen und Neuhausen waren einige der wenigen Orte im Raum Stuttgart welche Katholisch blieben.
Im Jahr 1753 geht die fast 400jährige Ortsherrschaft der „Herren von Neuhausen zu Hofen“ zu Ende. Ritter Josef Athanasius gibt das was Lehen war an Württemberg zurück und verkauft seinen Besitz für 28 000 Gulden an Herzog Karl Eugen.
Die große Zeit Hofens begann im Barock. Als Eberhard Ludwig um 1700 mit dem Bau von Schloss und Dorf Ludwigsburg begann war er gezwungen zahlreiche italienische und dann französische Künstler und Kunsthandwerker ins Land zu holen. Diese damaligen katholischen Gastarbeiter waren im rein protestantischen Württemberg konfessionell heimatlos. Was lag näher als ins benachbarte Hofen auszuweichen. Hier in Hofen fanden nicht nur Hochzeiten und Taufen statt, hier wurden auch zahlreiche berühmte Persönlichkeiten der damaligen Zeit beerdigt. Den höfischen Höhepunkt erreichte Hofen in der Regierungszeit von Herzog Karl Eugen. In dieser Blütezeit war Hofen beinahe so etwas wie die heimliche (katholische) Hauptstadt Württembergs. Noch heute erinnern Grabmale und Epitaphe auf dem Alten Friedhof rund um die St. Barbara Kirche an diese Zeit. In der Kirche befindet sich die Statue zur „Stuttgarter Madonna“. Dieses spätgotische Marienbildnis brachte der letzte katholische Pfarrer der Stiftskirche von Stuttgart 1535 mit nach Hofen. Ihr zu Ehren finden alljährlich zahlreiche Wallfahrten statt.
Mit der Eingemeindung nach Stuttgart im Jahre 1929 zählte Hofen am Neckar zum Stadtbezirk Bad Cannstatt. Am 28. Dezember 1951 fand in Hofen eine  Bürgerversammlung statt, in der die Hofener „einmütig“ einer Ummarkung nach Mühlhausen zugestimmt haben: „Die Hofener entschieden sich eindeutig für die Eingliederung in den Stadtbezirk Mühlhausen und lehnten den Zusammenschluss mit Münster ab“, so das Protokoll. Am 8. Januar 1952 entschied der Verwaltungsausschuss und am 10. Januar der Gemeinderat, dass zum 1. Februar 1952 der Stadtteil Hofen aus Cannstatt ausgegliedert und nach Mühlhausen eingegliedert wurde.Heute ist Hofen mit mehr als 4 000 Bewohnern ein lebendiger Stadtteil Stuttgarts mit zahlreichen Aktivitäten.